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Hilfe für Geflüchtete
Selektive Humanität
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Meine WG im Möckernkiez ist Teil der Solidaritätsbewegung, die Menschen unterstützt, die aus der Ukraine geflohen sind. Die Solidarität in unserer Genossenschaft ist beeindruckend. Auch wir teilen unsere Wohnung mit einer Familie. Meine alten Mitbewohner:innen sind selbst geflüchtet oder unterstützen geflüchtete Menschen schon lange. Bei der Freude über die Unterstützung für Menschen aus der Ukraine fällt die Ungleichbehandlung von anderen Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind, sofort ins Auge. Keine Kriminalisierung der Einreise, Übersetzungen, Deutschkurse, Arbeitserlaubnisse, Hochschulzugang, schnelle Aufenthaltserlaubnis und vieles andere. Dafür kämpfen geflüchtete Menschen seit den 80er-Jahren immer wieder. Jetzt ist es möglich. Aber nicht für alle.
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Die neuen Regeln gelten nicht für die Menschen, die seit langem dafür kämpfen und aus Afghanistan, Syrien, Irak, Somalia und anderen Ländern außerhalb Europas geflohen sind.
Die neuen Regeln und die positive Darstellung von Ukrainer:innen sind nicht annähernd vergleichbar mit dem Umgang mit Menschen z. B. aus Afghanistan. Der österreichisch-afghanische Journalist Emran Feroz beschreibt in der taz die grausame Ungleichbehandlung als letzten Beweis für viele Geflüchtete, dass ihr Leben in Europa nichts wert ist. Der in Kiew geborene Autor Dmitrji Kapitelman spricht von Selektiver Humanität, wenn an der Grenze zwischen Polen und Belarus Geflüchtete sterben und mit dem Segen der gesamten EU militärisch zurückgedrängt werden und ein Stück weiter mittlerweile zeitgleich Ukraineri:nnen auch staatlich offen aufgenommen werden. Ganz zu schweigen von den seit Jahren öffentlich bekannten illegalen Pushbacks durch die EU-Grenzschutzagentur Frontex im Mittelmeer. Wir müssen diese Ungerechtigkeit aufzeigen, um die neuen Regeln für alle Menschen möglich zu machen.
Wir sollten nicht vergessen, Ukrainer:innen wurden bis Februar 2022 sehr stark durch antislawischen Rassismus stigmatisiert, der nun Russ:innen umso stärker trifft. Wenn wir das und die Selektive Humanität nicht überdenken, dann wird die Stimmung in Deutschland – ähnlich wie nach dem „Sommer der Migration“ und der kurzen „Willkommenskultur“ im Jahr 2015 (der keine erleichterten staatlichen Aufnahmeregeln folgten, im Gegenteil) – schnell kippen, auch für Menschen aus der Ukraine.
Text und Foto: Jan Drunkenmölle
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Hintergründe zu einer Satzungsänderung
Alternativen zur BBU-Mitgliedschaft jetzt möglich
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Mit mehr als 3/4 der Stimmen beschloss die Mitgliederversammlung am 9. Juni, § 45 der Satzung zu ändern. Nun steht es der Genossenschaft frei zu entscheiden, welcher Verband die nach dem Genossenschaftsgesetz vorgeschriebene Prüfung übernimmt. Worum geht es? Bisher ist in der Satzung geregelt, dass die Möckernkiez eG Mitglied im Verband Berlin - Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e. V. (BBU) ist und der BBU den Jahresabschluss prüft. In vielen anderen Genossenschaften ist solche Bindung an den BBU nicht vorgesehen, dort heißt es nur lapidar: "Die Genossenschaft wird von dem Prüfungsverband geprüft, dem sie angehört." Im Winter 2021 hatten ca. 80 Mitglieder eine Petition an den Aufsichtsrat übergeben, eine entsprechende Satzungsänderung auf der Mitgliederversammlung zur Abstimmung zu stellen. Gibt es Alternativen zum BBU? Von unseren Partner:innen im Bündnis der "Jungen Genossenschaften" ist nur eine Handvoll beim BBU organisiert, der überwiegende Teil beim "Prüfungsverband der kleinen und mittelständischen Genossenschaften (PKMG)". Der PKMG bietet die gesamte Leistungspalette von Beratung, Schulung und Bilanzprüfung an, um, wie er schreibt, "in einer von Großverbänden dominierten Landschaft von genossenschaftlichen Prüfungsverbänden auch kleinen und mittelständischen Genossenschaften qualifizierte gesetzliche Prüfung und spezifische Interessenvertretung (zu) sichern."
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Betont werden als Leitlinie "die Organisation der Zusammenarbeit der im Verband vereinten Genossenschaften auf der Basis von Gleichberechtigung, Achtung ihrer Unterschiedlichkeit und gegenseitiger Solidarität, unabhängig von ihrer jeweiligen Größe und ihrem wirtschaftlichen Gewicht sowie die Sicherung demokratischer und transparenter genossenschaftlicher Entscheidungsprozesse". (...) (Satzung PKMG, https://www.pruefungsverband.de/).
Wie geht es weiter? Jetzt müssen Vorstand und Aufsichtsrat die Alternativen zum BBU prüfen und über die zukünftige Zugehörigkeit entscheiden. Im Spätsommer wollen einige Bewohner:innen, die die Satzungsänderung initiierten, eine Mitglieder-Veranstaltung organisieren, um über Stärken und Schwächen verschiedener Prüfungsverbände zu diskutieren.
Text: Günter Piening; Foto: CD
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Möckernkiez e.V.
Neuer Vorstand im Regen gewählt
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Am 20. Juni konnte endlich wieder eine Mitgliederversammlung des Vereins in Präsenz stattfinden, voller Hoffnung auf gutes Wetter auf dem Kiezplatz.
Die formalen Tagesordnungspunkte wie Rechenschaftsbericht, Kassenbericht etc. wurden abgearbeitet, der Vorstand entlastet. Dann zog eine dicke Regenhusche über den Platz, aber die Mehrheit der anwesenden Mitglieder ließ sich davon nicht verdrängen.
Drei ausscheidende, langjährige Vorstände (Elfriede Stauss, Ingrid Fliegel und Erwin Schmid) wurden herzlich mit Blumen und Worten des Dankes verabschiedet und ein neuer Vorstand mit großer Mehrheit gewählt.
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Das ist das neue Vorstandsteam:
Wolfgang Dilly-Louis, Dagmar Silz, Heike Jacobsen, Antje Zerndt, Ulrike Maisant, Marianne Hoffmann, Karl Bubenheimer (von links nach rechts)
Text: HK, Foto: CD
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Spaß und Pflicht
Die buchhalterische Seite des Möca
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Wir Bewohner:innen der Möckernkiez-Genossenschaft betreiben ehrenamtlich seit 2018 ein wunderschönes Café. Doch damit ist es nicht getan, auch die buchhalterische Seite muss bewältigt werden. Hier hatten wir großes Glück, denn Irene Großmann brachte alle notwendigen buchhalterischen Kenntnisse mit, die für den Betrieb des Cafés notwendig sind.
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Sie besuchte eine Wirtschaftsschule und spezialisierte sich danach auf kaufmännisch-steuerrechtliche Belange. Während der Planungs- und Entstehungsphase der Möckernkiez-Genossenschaft im Jahre 2010 bis zum Baustopp und danach war sie im Treffpunkt Möckernkiez, Yorckstr. 63, mit vielen anderen Engagierten tätig und beriet dort Einzugsinteressierte. Als wirklich Allererste zog sie bereits im Dezember 2017 in ihre Erdgeschosswohnung im Haus G11. Das Gemeinschaftscafé, später "Möca" getauft, wurde im Oktober 2018 gegründet.
Irene, zuvor auch schon an den Planungssitzungen zur Gestaltung der Gemeinschaftsräume beteiligt, übernahm die buchhalterischen Aufgaben des laufenden Betriebs rund um die Finanzen und erledigte diese aufwendige und kleinteilige Arbeit mit großem Einsatz. Es war nicht immer einfach, die teils qualitativ schlechten und schwer lesbaren Belege in eine klare Struktur zu bringen. Beim Ehrenamtsfest im Mai dankte ihr der Vereinsvorstand mit einem Blumenstrauß.
Zum 31. Mai gab Irene dieses Ehrenamt aus gesundheitlichen Gründen auf. Wir alle sind ihr sehr dankbar für ihr langjähriges Engagement.
Text und Foto: IS
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Eine Rikscha zum Möckernkiez
Komplett klimaneutrale Kiezrundfahrten
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„Ostfriesen lernen zuerst Fahrrad fahren, dann das Gehen“ sagt unser Nachbar Heinrich. Seine Zuneigung zu den zwei Rädern ist ihm geblieben, als Fortbewegungsmittel – und seit einiger Zeit auch als Ehrenamt.
Nach seiner Pensionierung vor vier Jahren fuhr er zuerst Tourist:innen per Bike-Taxi durch die Stadt. Da konnte er gut seine Orts- und Fremdsprachenkenntnisse anbringen. Und er begann zudem, für den Verein „Radeln ohne Alter“ (www.radelnohnealter.de/berlin/) Bewohner:innen einer Senioreneinrichtung in der Hauptstraße durch die Stadt zu fahren. Dabei ist Heinrich geblieben.
Eine Koordinatorin erstellt einen Wochenplan für gewünschte Touren, die zu jeder Jahreszeit und bei (fast) jedem Wetter stattfinden. Eine Fahrt kann bis zu zwei Stunden dauern, ganz nach dem Wunsch der Gäste, die gehbeeinträchtigt, schwach auf den Beinen sind oder in anderer Weise unter Beeinträchtigungen leiden. Die Fahrt ist kostenfrei, gern werden Spenden für den Verein entgegengenommen.
Die zwei Besucher:innen kürzlich im Möca: „Was für eine wunderbare Unterbrechung und Abwechslung unseres Alltags.“ Heinrich: „Es wäre prima, Piloten und Pilotinnen hier im Möckernkiez gewinnen zu können.“
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Vielleicht können wir sogar ein Gefährt über den Verein für den Möckernkiez anschaffen? Denn leider kann Heinrich aus Versicherungsgründen momentan nur Bewohner:innen des Seniorenhauses befördern.
Informationen: heinrich.ohmes@t-online.de
Text und Foto: HK
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Wieder Markt auf dem Kiezplatz
Alles frisch vom Feld
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Wir freuen uns, dass es ab sofort wieder wöchentlich ein Angebot an bioregionalem Gemüse von Tiny Farms im Möckernkiez geben wird. Tiny Farms produziert und vermarktet Biogemüse in einem wachsenden Netzwerk digital verbundener Mikrofarmen. Mit einer Vielzahl neugegründeter Mikrobetriebe möchte Tiny Farms die regionale Produktion als wichtigen Baustein einer zukunftsfähigen Landwirtschaft steigern und Neueinsteiger:innen in die Landwirtschaft einbinden. Das Dreisäulen-Konzept besteht aus Tiny Farms Anbau, Tiny Farms Software und Tiny Farms Academy. So kann das Startup nachhaltig produzieren, große Märkte bedienen und eine Antwort auf den Fachkräftemangel im Erwerbsgemüsebau bieten. Erfahre mehr unter https://www.tinyfarms.de/
Jeweils mittwochs ab 17 Uhr ist der Verkaufsstand aufgebaut.
Text: Tiny Farms; Foto: Carla Ulrich
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Sommerzeit - Schmetterlingszeit
Schwerelos zwischen Erde und Himmel
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Flügelt ein kleiner blauer Falter - vom Wind geweht,
Ein perlmutterner Schauer, glitzert, flimmert, vergeht
So mit Augenblicksblinken, so im Vorüberwehn
Sah ich das Glück mir winken, glitzern, flimmern, vergehn.
(Hermann Hesse)
Tja, das kleine Glück des Augenblicks, was gibt es Schöneres? Die ersten Schmetterlinge überraschen uns hier im Kiez und Gleisdreieck-Park von Mitte bis Ende Februar. Es sind Zitronenfalter und Tagpfauenaugen, etwas seltener auch der kleine Fuchs. Die Cornell-Kirsche sowie der Winterjasmin werden als früh blühende Nahrungsquellen gerne angenommen.
Diese Falter haben überwintert und ihr kurzes Leben dient nur noch der Fortpflanzung. Die Schmetterlinge hießen übrigens früher Sommervögel und bezaubern die Menschheit schon sehr lange.
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Ihre Pracht und die Mannigfaltigkeit ihrer Farben und Muster, fragil und vergänglich wie Blumen, sehen wir immer nur kurz im schwerelosen Auf und Ab zwischen Erde und Himmel.
In der Abenddämmerung, manchmal auch schon tagsüber, sieht man kleine Kolibris vor den Blumen stehen. Es sind Taubenschwänzchen, die übrigens auch zu den Wanderfaltern gehören und die mal kurz bis zu 3000 km fliegen können (mit Hilfe von Höhenwinden). Das gleiche gilt für den bezaubernden Distelfalter und den im Spätsommer erscheinenden schwarzroten Admiral. Unsere Vorgärten bieten den meisten Faltern nur zum Teil ein ausreichendes Nahrungsangebot, am besten sind die eher „ungepflegten“ Vorgärten mit wilden Ecken und Wildkräutern (früher diskriminierend Unkraut genannt). Gerade sie enthalten oft die nötigen Nahrungs- und Futterpflanzen (für die Raupen). Zu empfehlen sind Kleearten, Gräser, Schafgarbenarten, Disteln, wilde Möhre, Sommerflieder u.a.
Text: HR
Foto links bzw. oben (Bläuling): Ralf Rasch
Foto rechts bzw. unten (Distelfalter): HR
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Eine Seele des Parks wurde wegrationalisiert
Tschüss, Marion
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Sie ist eine leidenschaftliche Gärtnerin. Keine, die in bunten Kunstblumenfeldern schwelgt, sondern eine, die das Grün und die kleine Vielfalt darin schätzt. Sie kennt, so scheint es, jedes Pflänzchen beim Namen. Und liebt sie alle, naja fast alle, den Götterbaum und sein Verdrängungspotential beobachtet sie mit Argusaugen.
Ihr Zuhause aber war kein klein- oder großbürgerlicher Vorgarten. Ihr Zuhause war der öffentliche Raum Gleisdreieck-Park, wo sie seit einer geschätzten Ewigkeit für die Firma Neitzel & Sohn die Parkpflege des Ostteils machte. Ob Sommer oder Winter, ob viel Dreck oder wenig - Marion erschien jeden Morgen voller Elan im Park, hier ein kleines Schwätzchen, dort ein Hundestreicheln. Und sie ließ sich auch von den Müllbergen an Wochenenden nicht die Laune verderben - "Ach, wissense, wo sollen die jungen Leute denn hin...?"
Der Vertrag mit der Firma Neitzel wurde nicht verlängert. Ein anderer Anbieter war billiger. Neitzel ist unter die gnadenlosen Räder der liberalen Marktwirtschaft geraten, die schnell mal 100.000.000.000 € für Panzer und Flugzeuge bereitstellen kann - aber bei ein paar 1000 € knausert, wenn es ums lebendige Grün geht.
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Seit dem 1. Juni reinigen graue WISAG-Arbeitskräfte mehr oder weniger lustlos den Park. Das mag zum gleichen Reinigungskoeffizienten führen (obwohl die Erfahrungen der ersten Tage WISAG das nicht erwarten lassen) - ein Stück Seele aber hat der Park verloren.
Text: Günter Piening, der jeden Morgen seine Parkrunde dreht und Neitzel & Sohn sehr vermisst.
Foto: RB
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Neue Angebote laufen gut an
Sonntags brunchen, abends Durst löschen
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Schon zum zweiten Mal hat das Mitbring-Brunch auf dem Kiezplatz stattgefunden. Jeweils am ersten Sonntag im Monat von 11 bis 14 Uhr bietet das Möca diesen Service an: Kaffee und andere Getränke – auf Spendenbasis – und die Logistik: Geschirr und Gläser und damit auch den Abwasch!
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Die Teilnehmenden bringen Leckereien mit, die dann geteilt werden können. Absprachen sind nicht nötig, jede:r bringt eine Lieblingsspeise mit – das hat bisher gut geklappt.
Man kann dabei viele neue Leckereien kennenlernen und probieren. Die Idee: einen angenehmen Sonntagvormittag in Gesellschaft zu verbringen und neue Möckernkiezler:innen kennen zu lernen. Auch dies hat bisher gut funktioniert, Bewohner:innen aus verschiedenen Hausgruppen kamen zusammen.
Ein Feierabendtrunk ist im Möca jetzt auch möglich. Am Freitag, Samstag und Sonntag ist geöffnet, in der Regel von 18 bis 20 Uhr. Es gibt dann keinen Kaffee mehr sondern Knabber-Zeug und Softdrinks. Andere Getränke müssen mitgebracht werden, bzw. werden von Einzelpersonen organisiert und für einen kleinen Preis zur Verfügung gestellt. (Hintergrund: das Möca hat keine Ausschank-Lizenz). Dadurch sollen auch berufstätige Nachbar:innen die Gelegenheit erhalten, das Möca und den Treffpunkt nach Feierabend zu nutzen, andere kennen zu lernen und zu plaudern. Wir wünschen uns, dass in Zukunft viele Menschen diese Angebote nutzen, um unseren Kiez noch lebendiger sowie lebens- und liebenswerter zu machen.
Text und Foto: Eberhard Landwehr
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AG Grüner Daumen
Tipps zur Wiesenpflege
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Um Wiesen blüh- und insektenfreundlich zu gestalten sind ein paar Pflegemaßnahmen angebracht:
Ich schaffe Platz für gesammelte Samen (Margeriten, Wildnelken, Wiesensalbei, Klatschmohn usw.) und entferne dabei invasive Arten wie Gras, Schafgarbe, Klee. Dann mähe ich je nach Wetterlage im Juli die verblühten Pflanzen, lasse aber Inseln stehen für diverse Vögel wie Distelfinken, Meisen und Spatzen.
Das Mähgut bleibt ein paar Tage liegen, damit die Samen ausfallen können, und wird dann eingesammelt und an anderer Stelle zum Kompostieren oder Mulchen verwendet.
Im Oktober schneide ich die Wiese komplett herunter, damit die Frühblüher im folgenden Jahr eine Chance haben. Das Mähgut wird dann entfernt. Eure Sinne werden dieses Stück Natur genießen.
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Text und Foto: Uli Schenk
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Abschied von einem Vorurteil
Ein obdachloser Parkbewohner leistet Erste Hilfe
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Viele von uns kennen ihn. Der obdachlose Mann hat sein Lager am Eingang von den Yorckbrücken zum Gleisdreieckpark und repariert u. a. Fahrräder, was sicher viele nicht wissen. Eine Möcki-Genossin berichtete uns von einer angenehmen Erfahrung mit ihm.
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Kürzlich ging sie mit zwei Freunden im Park spazieren. Bei der Rampe am Eingang zum Park hinter der S-Bahn war ein Gitter weit geöffnet und sie stürzte über den Einraster des Gitters mit voller Wucht, weil sie im Gespräch nicht auf den Weg geachtet hatte, konnte sich aber glücklicherweise mit den Händen abstützen.
Die folgenden Schmerzen waren sehr stark und genauso stark blutete die Wunde am linken Knie. Ihre Freunde zogen sie mit Mühe hoch. Da kam auch schon der Mann, der sich dort seit geraumer Zeit mit vielen Sachen niedergelassen hat und fragte mitfühlend, ob er einen Stuhl bringen soll. Als er die Wunde sah, rannte er sofort zurück und rief „Desinfektion“, kam mit einem Fläschchen Desinfektionsmittel und einem Päckchen Pflaster zurück und verarztete geschickt die Wunde.
Dankbar und angenehm überrascht nahm die Genossin die Hilfe an und musste sich hinterher sagen, dass sie doch zuvor kleine Vorurteile gegen den Mann hatte. Deshalb ist es ihr wichtig, auch andere an ihrem positiven Erlebnis teilhaben zu lassen.
Text: IS, Foto: HK
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Das Café "Tor Eins" hat einen neuen Betreiber
Wohin geht's "Zum Glück"?
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Das Museumscafe Tor 1, auch bekannt unter dem Namen "Zum Glück", hat einen neuen Besitzer, der mit den erweiterten Öffnungszeiten dafür sorgt, dass man jetzt schon vormittags glücklich sein und bei einer der vielen Frühstücksvarianten entspannt den Bocciaspielern zusehen kann. Konzept und Karte sind in etwa gleich geblieben, letztere wurde etwas erweitert.
Das Cafe kann man weiterhin für Hochzeiten, Geburtstage und anderes buchen. Jeden Tag von 10 bis 15 Uhr kann man frühstücken, danach bis 23 Uhr den Nachmittag und Abend bei Kaffee und Kuchen oder einem Essen mit recht guten Weinen genießen.
Text und Foto: HR
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Die "Schwarze Olive" schließt am 30. Juni
Eine tiefe Lücke in der Nahrungskette
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Ein kleiner Zettel im Schaufenster verkündet eine traurige Nachricht. Die „Schwarze Olive“ schließt am 30. Juni für immer. Viele im Möckernkiez haben den Feinkostladen in der Yorckstraße geliebt und schnell Freundschaft mit Banu und Mustafa geschlossen. Die beiden haben mehr als 30 Jahre lang Obst, Gemüse und viele Leckereien verkauft. Immer gut gelaunt auch ausgefallene Wünsche zu erfüllen, machte den Charme der „Olive“ aus.
Auf die Qualität der angebotenen Ware war stets Verlass und wer wollte, konnte auch Neues für den Küchenzettel finden: Gemüsesorten aus Apulien, die nicht überall zu bekommen sind oder die Kräutermischung für die rund um Frankfurt sehr beliebte „Grüne Soße“ beispielsweise. Und wer etwas in der Auslage überhaupt noch nie zuvor gesehen hatte, konnte Mustafa oder Banu fragen, sie hatten immer eine Erläuterung und meistens auch gleich einen Rezeptvorschlag zur Hand. Während sich Mustafa um die Einkäufe kümmerte, kochte Banu Suppen für den Mittagstisch oder zauberte unglaublich schmackhafte Pasten und Cremes, für die die „Olive“ besonders berühmt war.
Aber ein Geschäft mit einem so hohen Anspruch zu betreiben, fordert auch seinen Tribut. Jeden zweiten Tag morgens kurz vor 3 Uhr zum Großmarkt zu fahren, dort die beste Ware auszusuchen, alles einzusortieren und pünktlich den Laden zu öffnen, ist eine Kraftanstrengung.
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Das alles zu bewältigen ohne Angestellte, Tag für Tag, lediglich unterbrochen durch eine lange Sommerpause, ging in den letzten Jahren nicht mehr so gut. Die Kräfte schwinden und so ist nun die Zeit für einen hoffentlich erholsamen und erlebnisreichen Ruhestand gekommen.
Zwar versuchen Banu und Mustafa, einen Nachfolger zu finden, aber diese Anstrengung wollen sich viele nicht antun, zumal Supermärkte und Discounter zwar nicht so hervorragend ausgesuchte, aber billigere Ware verkaufen. Als Nachbarn bleiben uns die beiden zwar erhalten, aber wo sollen wir jetzt „Grüne Soße“ finden?
Text und Foto: RB
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Kunst in uns und um uns herum
Rita, die "Zeilenwandlerin"
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Wer es noch nicht wissen sollte – der Möckernkiez ist nicht nur ein Wohnort für annähernd eintausend Menschen im Herzen Berlins, er beherbergt auch eine Vielzahl an Menschen mit zum Teil großem künstlerischen Potenzial. Immer wieder lassen uns Kunstschaffende aller Gattungen in Aufführungen, Ausstellungen oder Präsentationen vor Ort erleben, was es für unser tägliches Dasein bedeuten kann, an den so genannten „schönen Künsten“ teilhaben zu dürfen. Manche in unseren Reihen beherrschen sogar mehrere Kunstformen gleichzeitig, sind also so etwas wie künstlerische Multitalente.
Zu dieser Gattung gehört nicht zuletzt auch Eva-Marita (genannt „Rita“) Pfleger, die zwar nicht im Möckernkiez lebt, sondern in der Wartenburgstraße, die viele von uns aber trotzdem zumindest flüchtig kennen dürften, weil sie regelmäßig am Rande des Gleisdreieckparks sitzt und bei einem Cappuccino das dortige Treiben beobachtet, sinniert, im Kopf skizziert. Auch indirekt ist sie wahrzunehmen, sorgt doch ihre sie stets begleitende Hündin Lucy mit lautem Gebell dafür, dass niemand ihrer Besitzerin ungefragt zu nahe kommt.
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Rita war in jungen Jahren Sängerin der Frauen-Rockband „Beware of the Cat!“, hat Liedtexte verfasst und seit Mitte 2020 auch Reime, kleine Geschichten und Gedichte, „weil sie raus wollen“ – zwei volle Schuhkartons haben sich dabei über die Jahre angesammelt. Rita hat zudem eine Bilderausstellung präsentiert und Fotos künstlerisch „verfremdet“. Auslöser für ihr erstes Gedicht war der Tod ihrer Mutter, seither schreibt sie, „wenn es mich reizt und wenn mir Ideen kommen“, nicht selten und eben gerade auch bei Beobachtungen im Park.
„Manchmal flüstert mir eine magische Souffleuse aus dem Nichts eine erste Zeile zu, manchmal muss ich selber denken und es schnell aufschreiben, denn es könnte plötzlich weg sein – oder es kommt wieder. Ganz wie es Lust hat. Mit dem Schreiben ist es wie mit dem Leben. Wenn ich nicht über mich selbst lachen könnte, würde mir etwas fehlen“. Von ihrer Kunst allein kann und will Rita nicht leben. Da ihre erste Leidenschaft Hunde sind, behandelt sie seit vielen Jahren als Hundephysiotherapeutin erkrankte Tiere in ganz Berlin. Genügend Zeit fürs Dichten und Reimen nimmt sie sich trotzdem. Die kurzen Texte nennt „Die Zeilenwanderin“ Rita in selbstironischer Weise Schnipsel, die längeren, sagt sie, sind einfach nur länger. Hier ein kleines Beispiel:
die welt soll bleiben wie gedacht
ein paradies für den der lacht
so er noch nicht verlernt zu spielen
so geht’s nur leider viel zu vielen
ihr ernst des lebens wohnt im kopf
der weg zum spielplatz ist verstopft
da muss man schon mal tiefer graben
doch muss man`s wollen, oder wagen
© Eva-Marita Pfleger „Die Zeilenwanderin“
Text und Foto: NP
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Serie, Folge 4
Gedenktafeln rund um den Möckernkiez
In welcher Umgebung leben wir? Was geschah in Kreuzberg nahe des heutigen Gleisdreicksparks? Bei einem Spaziergang durch die umliegenden Straßen, unterwegs zu den U-Bahn-Stationen Mehringdamm und Möckernbrücke, fallen uns an vielen Häusern Gedenktafeln auf, die ganz unterschiedlichen Menschen und Geschehnissen gewidmet sind. Die Redaktion möchte in lockerer Folge an Menschen erinnern, die in unserem Kiez gelebt und gewirkt haben.
Ursula Goetze wurde nur 27
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In unmittelbarer Nähe des Möckernkiezes, in der Hornstraße 3, wird an die Widerstandskämpferin Ursula Goetze erinnert (29. März 1916 - 05. August 1943).
Bereits als Gymnasiastin war sie dem Kommunistischen Jugendverband beigetreten, schon 1933 wurde Ursula Goetze für kurze Zeit inhaftiert. Nach ihrem Abitur am Abendgymnasium absolvierte sie ein Fremdsprachenstudium. Sie hatte Verbindungen zu einem Kreis Neuköllner Kommunisten und der Widerstandsgruppe Schulze-Boysen/Harnack und beteiligte sich an Hilfsaktionen für rassisch und politisch Verfolgte. Ihre Widerstandsaktionen wurden von der Gestapo der sogenannten Roten Kapelle zugeordnet.
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Über diese irreführende Bezeichnung schrieb der Historiker Stefan Roloff 2002: „Das von der Gestapo geschaffene Organisationskonstrukt Rote Kapelle hat in dieser Form nie existiert.“ Vielmehr bildete sich bis 1941 ein loses Netzwerk von Berliner Freundes-, Diskussions- und Schulungskreisen mit über 150 NS-Gegnern aus verschiedenen Lebensbereichen. Sie hatten durchaus verschiedene Anschauungen, manche standen der KPD nahe, manche handelten aus religiöser Überzeugung. Einig war man sich jedoch in der Ablehnung von NS-Herrschaft und Krieg.
In der Wohnung Hornstraße 3 fanden verschiedene Treffen statt, auch mit französischen Zwangsarbeitern. Nach Auslandsaufenthalten schmuggelte Ursula Goetze verbotene Literatur nach Deutschland. Im Mai 1942 führte sie zusammen mit ihrem Freund Werner Krauss eine Zettelklebeaktion gegen die NS-Propaganda-Ausstellung „Das Sowjetparadies“ durch: „Das NAZI-PARADIES - Krieg, Hunger, Lüge, Gestapo. Wie lange noch?“
Am 15. Oktober 1942 wurde Ursula Goetze festgenommen, am 18. Januar 1943 zum Tode verurteilt und am 5. August 1943, im Alter von nur 27 Jahren, in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Nach dem Kriegsende scheiterte der Versuch, die Hornstraße in Ursula-Goetze-Straße umzubenennen.
Text und Foto: NP
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Ausstellung im Treffpunkt
"Stille Terrasse" von Tivadar Nemesi
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Vor langer Zeit wechselte ich von Stift und Pinsel zu einem scharfen Messer und ließ meine Hand von der Intuition führen. Einfach ohne Vorzeichen, aufmerksam wollte ich neue Räume öffnen und entdecken, wie eine Bildsprache aus leeren Formen entsteht. Die klare und abstrakte Einfachheit von Darstellungsformen anderer und älterer Kulturen steht mir nah und inspiriert mich. Ich finde in ihnen eine Art dichterische Zeichensprache mit vielen unausgesprochenen Worten und eine Stille, in der geheime Momente der Schöpfung wahrzunehmen sind. Ich bin in Budapest geboren, studierte dort Bildende Kunst und Musik und absolvierte ein Diplom in Malerei. In der Meisterklasse begann ich zu fotografieren. Seit 1985 lebe ich in Berlin und arbeite als freischaffender Künstler in verschiedenen Bereichen der darstellenden Künste. www.tivadarnemesi.com
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Die Ausstellung ist vom 1. bis 31. Juli im Treffpunkt zu betrachten.
Text: Tivadar Nemesi; Foto: Michel Jacobs
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Sommerkonzert IV
Liget Trio
Musik im Dialog zwischen Kulturen, Nationen und Generationen
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Liget bedeutet auf Ungarisch „Hain" „Wäldchen" oder „Park" – ein meist idyllischer oder oft sakraler Ort. Die Klangfarben von Liget Trio – die Klänge von den Instrumenten Santur, Cello und Handpans – schwingen zwischen Orient und Okzident, klassischer und zeitgenössischer Musik.
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Die eigenen Kompositionen wollen mit einer überraschenden Klangsprache und einem berührend anregenden Klangraum Imaginationen möglich machen. Selin Demirel am Cello, Tivadar Nemesi am Handpans, Hakan Tugrul am Santur:
www.tivadarnemesi.com/liget-trio.html
Sonntag, den 3. Juli von 16 bis 17 Uhr auf dem Kiezplatz
Bei Regen muss das Konzert leider ausfallen.
Eintritt frei, Spende erwünscht!
Text: Tivadar Nemesi; Foto: Michel Jacobs
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Sommerkonzert V
Drei Silben
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Die drei Musiker sind Wolfgang Gersdorff, er hat sich dem Rock, Blues und Funk verschrieben, Thoman Wörther, er spielt anspruchsvollen Jazz und eigene Kompositionen sowie Matija Krznaric, der in verschieden Formationen Jazz, Samba, Rock und Blues unterwegs ist. Zusammen bringen sie mit großer Spielfreude Eigenkompositionen, gefühlvolle Balladen und das eine oder andere Coverstück auf die Bühne. In einer mitreißenden Mischung vereinen sie feine Grooves, fetzige Riffs, und jazzige Soli.
Sonntag, den 24. Juli von 16 bis 17 Uhr auf dem Kiezplatz
Eintritt frei, um Spenden wird gebeten!
Text: Drei Silben; Foto: Wolfgang Gersdorff
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Aktuelle und ältere Leser:innenbriefe findet Ihr auf der Seite: Briefe an die Redaktion
Wenn Ihr uns schreiben möchtet, ist die Redaktion zu erreichen über: redaktion@moeckernkiez-ev.de
Für Anregungen und Verbesserungsvorschläge sind wir ebenso dankbar wie auch für Widerspruch zu Meinungsbeiträgen.
Wir bitten alle, die uns schreiben möchten, den Redaktionsschluss am 14. August einzuhalten.
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Foto: ScottGraham/unsplash
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In den Sommerferien pausiert der Newsletter.
Die nächste Ausgabe erscheint erst Ende August,
rechtzeitig zum Möckernkiez-Sommerfest an 27. August.
Wir stellen dann das Festprogramm vor,
informieren über die wichtigsten Programmpunkte der Kiezwoche,
die am 26. August beginnt
und berichten über das Hotel, das nun endlich eröffnet ist.
Der Newsletter wünscht allen Leserinnen und Lesern schöne und entspannte Sommerferien.
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Der Newsletter wurde verschickt an: [Email] und kann hier abbestellt werden.
> NEUREGISTRIERUNG HIER <
Habt Ihr eine Idee für einen Beitrag, dann schreibt uns an diese E-Mail-Adresse: redaktion@moeckernkiez-ev.de
Hier finden sich die Hinweise für externe Beiträge. Die redaktionellen Grundsätze stehen hier:
Bannerfoto: HK
Die Klärung der Urheberrechte liegt bei den Autorinnen und Autoren. Für alle Angaben, insbesondere
für Vollständigkeit und Richtigkeit von Terminen, wird keine Gewähr übernommen.
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 14. August 2022
Aktuell arbeiten in der Redaktion des Newsletters mit: Christa Donner (CD), Erwin Schmid (ES), Heidi Koschwitz (HK), Horst Rasch (HR), Ilona Scherneck (IS), Margit Dellbrück (MD), Matthias F. Braun (MFB), Norbert Peters (NP) und Rüdiger Becker (RB).
Die Veranstaltungsorte Möca und Forum befinden sich im Treffpunkt, auf dem Kiezplatz, Möckernkiez 2, 10963 Berlin.
Der Werkraum ist in unmittelbarer Nachbarschaft vom Treffpunkt, gleich neben der Packstation.
Impressum: Möckernkiez e.V. für gemeinschaftliches, Generationen verbindendes Wohnen, ökologisch, barrierefrei und interkulturell
Möckernkiez 2 10963 Berlin E-Mail: redaktion@moeckernkiez-ev.de
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