Verlegung von acht Stolpersteinen in Friedrichshain-Kreuzberg
Pressemitteilung des Bezirksamtes Nr. 67 vom 03.04.2024
In Friedrichshain-Kreuzberg werden, teilweise in Anwesenheit der Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann, acht weitere Stolpersteine verlegt. Mit den Stolpersteinen wird am letzten freiwillig gewählten Wohnort an Menschen erinnert, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden.
Mittwoch, 10. April, zwischen 11.15 Uhr und 15.20 Uhr
an fünf Orten in Friedrichshain-Kreuzberg, Beginn in der Möckernstraße 65
Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann: „Nie wieder ist jetzt – und darum ist zentral, dass wir derer gedenken, die im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Wir erinnern an Menschen, die in den Kiezen, Straßen und Häusern gelebt haben, in den wir heute leben. Sie waren Nachbar*innen. Mit den Stolpersteinen machen wir im Stadtbild auf ihre Schicksale aufmerksam.“
In der Möckernstraße 65 wird ein Stolperstein zur Erinnerung an Therese Heymann verlegt.
Therese Steiner kam 1873 in Prag in einer jüdischen Familie zur Welt. Sie heiratete 1893 in Frankfurt/Main den jüdischen Schriftsetzer Albert Heymann (*1867 in Bonn). Das Ehepaar Heymann zog innerhalb des damaligen Deutschen Reiches häufig um, bis sie 1910 nach Rixdorf übersiedelten, das 1912 in Neukölln umbenannt wurde und 1920 in Berlin eingemeindet wurde.
Albert Heymann starb 1911 im Alter von nur 43 Jahren. Als verwitwete Mutter von fünf Kindern verdiente Therese Heymann ihren Lebensunterhalt als Pflegerin. Um 1931 zog sie in das Haus in der Möckernstraße 65. Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden und Jüdinnen ab 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Therese Heymann und ihre Kinder. Ab vermutlich 1939 lebte Therese bei Verwandten in der Gneisenaustraße. 15. Sie wurde am 17. August 1942 mit dem sogenannten „1. großen Alterstransport“ ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie am 21. November 1943 ums Leben kam.
Zwei ihrer fünf Kinder überlebten die Verfolgung: Ein Sohn wurde im Zuge der Pogrome im November 1938 verhaftet und ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt, von dort im Oktober 1942 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo er Zwangsarbeit leisten musste und zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet wurde. Eine Tochter war 1939 in die Niederlande emigriert, wurde im Februar 1944 vom Lager Westerbork nach Theresienstadt deportiert, erlebte aber die Befreiung des Ghettos im Mai 1945 durch die Rote Armee. Eine Tochter war mit einem sogenannten „Arier“ verheiratet und dadurch vor der Deportation geschützt. Eine Tochter war 1918 im Alter von 15, ein Sohn 1931 im Alter von 36 Jahren verstorben.
Programm Stolperstein-Verlegung Möckernstraße 65 (Stand: 07.03.2024)
noch offen: Mitwirkung Bezirksbürgermeisterin Clara Hoffmann oder anderer Vertretung des Bezirksamts
11:15 Dagmar Heymann: Begrüßung mit Dank und Info zur Person Therese Heymann
11:20 Charlotte-Chor mit Begleitung Isabel Neuenfeldt
11:30 AG Gleis 1: Wie geschah die Deportation von Berliner*innen nach Theresienstadt?
11:37 Isabel Neuenfeldt: Lied 1
11:45 AG Gleis 1: Info zu Theresienstadt und Aktion Gleis 1
11:52 Isabel Neuenfeldt: Lied 2
12:00 Schlusswort für Möckernkiez-Verein
12:05 Isabel Neuenfeldt: Lied 3
An vier weiteren Standorten werden dann 7 weitere Stolpersteine verlegt.