Unter großer Beteiligung von Möckernkiezbewohner:innen und vor vielen Gästen fand am Samstag, 6. Juli am Rande des Yorckplatzes die Einweihung unseres Erinnerungsortes statt. Nach fünfjähriger Vorarbeit der AG Erinnerung Gleis 1 (vormals: „Anhalter Bahnhof. Gleis 1. Der Ort auf dem wir leben“) war es nun soweit: die feierliche Enthüllung einer Infotafel über das Schicksal von Berliner Jüdinnen und Juden, die zwischen 1942 und 1945 in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurden, und eines historischen Weichenbocks, der symbolisch für schicksalhafte „Weichenstellungen“ im Leben von Menschen steht, konnte begangen werden. Ihre zumeist tödlich endende Reise von Gleis 1 des Anhalter Bahnhofs aus führte über Schienen, die noch heute direkt neben unserem Wohngelände im Gleisdreieckpark verlaufen.
In Anwesenheit der Bundestagsabgeordneten Ingrid Nestle sprachen unser Geno-Vorstand Ansgar Dietrich, Bezirksstadtrat Florian Schmidt und Nora Hogrefe als Leiterin der Koordinierungsstelle Historische Stadtmarkierungen im Aktiven Museum Grußworte. Claudia Lenssen moderierte die zweistündige Veranstaltung, die musikalisch von Isabel Neuenfeldt begleitet wurde. Im Namen der AG wies Norbert Peters in seiner Rede auf die politische Bedeutung des Gedenkens an die Opfer des Holocaust hin: Antisemitismus müsse immer und überall entschieden entgegengetreten werden: „Nie wieder ist jetzt.“
Der Einweihung des Erinnerungsortes unter freiem Himmel folgte im Forum eine Lesung aus den Aufzeichnungen der Theresienstadt-Überlebenden Hedwig Ems. Dramaturgisch aufbereitet wurde ihr Text von Matthias Braun, vorgetragen, vor einem sichtlich ergriffenen Publikum, von Sabine Wallraf-Rüttgers.
Die Schaffung des Erinnerungsortes und die feierliche Eröffnung wären ohne die Unterstützung vieler Helferinnen und Helfer aus dem Möckernkiez nicht möglich gewesen. Der herzliche Dank der AG gilt: Hausmeister Norbert Sauer für sein tatkräftiges Anpacken, Karl Bubenheimer für die Technik in Forum und Möca, den Mitbewohner:innen, die mit zahlreichen Kuchenspenden für das leibliche Wohl sorgten, und der AG Möca für die Bewirtung der Gäste.
Nicht zuletzt trugen auch die Vorstände von Möckernkiez eG und Möckernkiez e. V., der Aufsichtsrat, der Beirat und viele andere durch ihre solidarische Unterstützung zum gelungenen Abschluss der Arbeit der AG bei. Mit dieser guten Zusammenarbeit auf allen Ebenen hat sich der Möckernkiez gewissermaßen ein eigenes Denkmal gesetzt.
„Interessierte können unter dem Link https://www.youtube.com/watch?v=yAgLf1CZw00 in einem Video die Bergung des Weichenbocks auf unserem damaligen Baugelände im Jahr 2012 anschauen. Dank an alle Beteiligten, die dieses historisch denkwürdige Stück für uns gerettet haben.“
Die Veranstaltung wurde von Christa Donner filmisch festgehalten. Ihr Film soll bei passender Gelegenheit im Forum präsentiert werden. Auch ein Kamerateam des RBB war vor Ort. Im RBB wurde noch am selben Tag über unsere Veranstaltung als Nachricht in der Abendschau berichtet. Die „Tageszeitung“ (taz) kündigte ebenfalls einen Bericht an.
Norbert Peters