Leitfaden der AG Grüner Daumen zur Begrünung im Möckernkiez
Fassadenbegrünung trägt zur Beschattung von Häusern bei und kühlt durch Verdunstung. Stark versiegelte Wohngebiete werden lebenswerter, wenn es eine gelungene Begrünung gibt. Insekten und Spinnen finden Lebensraum, die dann wieder Vögeln als Futter dienen. So tragen begrünte Flächen zur Biodiversität in den Städten bei.
Im Möckernkiez gibt es schon viele gute Beispiele für eine sich entwickelnde Fassadenbegrünung. Dennoch gibt es Möglichkeiten diese noch zu erweitern.
Leider ist es nicht möglich, direkt auf den gedämmten Fassaden mit selbstkletternden Pflanzen zu begrünen, da die Gefahr besteht, dass die dünne Putzschicht der Fassaden beschädigt werden könnte. Eine Ausnahme bilden die vier Betontreppenhäuser von G14 und G15, die mit selbstklimmenden Wein bepflanzt sind und Müllhäuschen, die ebenfalls mit Selbstklimmern bepflanzt sind, aber noch dichter bepflanzt werden könnten. Außerdem wurden diverse Kletterhilfen angebracht, die der Begrünung dienen und teilweise schon entsprechend bewachsen sind. Es gibt aber noch Lücken in der Begrünung, die geschlossen werden sollten.
Es sollten den Pflanzen außerdem über die bestehenden Kletterhilfen in den Erdgeschossen hinaus Möglichkeiten angeboten werden, weiter in die Höhe zu wachsen. Dies kann durch Stahlseile erreicht werden, die von Kletterhilfen zu Balkonen gespannt werden oder von Balkon zu Balkon. Dafür gibt es schon einige gelungene Beispiele im Kiez. Für eine erdgebundene Begrünung ohne vorhandene Kletterhilfen bieten sich Bambusstäbe an, die bis zum ersten Balkon geführt werden und dort befestigt werden. Dann können die Pflanzen weiter von Balkon zu Balkon wachsen. Auch an den Stangen der Fenster von G03 bis G05 könnten im Zickzack Seile gespannt werden, die dann nicht die Fenster sondern die Hauswand verschatten.
Für die Begrünung sind winterharte mehrjährige Pflanzen geeignet.
Erdgebundene Selbstklimmer:
- Efeu, langsam wachsend, auch im Winter grün. Efeu gibt es bisher kaum im Kiez. Er blüht erst, wenn er älter ist, ist dann aber sehr insektenfreundlich.
- Wilder Wein, selbst klimmend, schnell wachsend, schöne Rotfärbung im Herbst, geeignet für Betontreppenhäuser, Müllhäuser, Laternen. Bildet kleine Beeren aus, die im Winter Vögeln als Futter dienen. Wenn er älter ist, bietet er sogar Nistmöglichkeiten.
- Kletterhortensie, langsam wachsend, schöne Blüte im Frühjahr, bienenfreundlich.
Erdgebundene Pflanzen für Kletterhilfen:
- Kletterrosen, Wachstum bis zu 10 Meter Höhe möglich, gibt es auch nahezu dornenfrei wie z.B. die Ramblerrose (d.h. einmal pro Jahr blühend) „Lykkefund“. Bei Kletterrosen sollte man auf ungefüllte Blüten achten, da sie den Bienen als Nahrung dienen. Es gibt auch Sorten mit Hagebutten, die sowohl von uns verwendet werden können als auch von Vögeln und Igeln gefressen werden. Rosen wurzeln tief und haben nach einigen Jahren einen geringen Wasserbedarf. Wer Zeit hat, kann sich durch das Angebot der „Bioland Rosenschule Uckermark“ arbeiten, die bieten eine Vielzahl von Kletterrosen an, die im Winter wurzelnackt gekauft nicht so teuer sind.
- Weinreben blühen im Frühjahr vor den Rosen. Sie können auch zusammen mit Kletterrosen gepflanzt werden, wachsen zusammen in die Höhe, können auch 10 Meter hoch werden. Sehr schön ist z.B. Clematis montana Freda oder Rubens mit hunderten rosa Blüten. Weinreben wurzeln tief und es reicht, wenn sie zweimal pro Woche gegossen werden.
- Echter Wein wächst auch bis zu 10 Meter hoch, und es besteht die Möglichkeit, Weintrauben zu ernten. Vögel lieben ebenfalls Weintrauben. Wein wurzelt tief, und alte Weinstöcke brauchen wenig Wasser.
- Kiwi ist eine starkwüchsige schlingende Pflanze, um Kiwis ernten zu könne muss eine weibliche und eine männliche Pflanze gesetzt werden.
- Akebia blüht sehr früh mit kleinen dunkelroten Blüten. Hat auch, nachdem sie angewachsen ist, einen geringen Wasserbedarf.
- Pfeifenwinde bildet sehr große Blätter und wächst sehr hoch, mag schattige Standorte. Das kann man gut sehen am Haus 17. An der Nordseite wächst sie besser im Innenhof als an der Westseite. Das kann aber auch an der Bewässerung liegen.
- Geißblatt, 2 bis 3 Meter hoch, schöne duftende Blüten, ist sehr zäh, kann auch in kleine Lücken zusätzlich gepflanzt werden, um die Bepflanzung zu schließen.
- Winterjasmin kann ebenfalls in Lücken gepflanzt werden, wird auch nur 2 bis 3 Meter hoch und blüht schon im Januar/Februar. Falls es zu dieser Zeit wärmer ist und schon mal eine Hummel hervorkommt, findet sie hier ihre erste Nahrung. Winterjasmin ist sehr dekorativ, da zu dieser Jahreszeit ansonsten kaum etwas blüht.
- Dornenlose Brombeere kann auch 2 bis 3 Meter hoch werden, und es können die Beeren geerntet werden, sie sollte nicht in der prallen Sonne stehen, da besteht die Gefahr, dass die Beeren verbrennen.
- Knöterich, wer schnell eine bis zum Dach reichende Begrünung möchte, kann Knöterich pflanzen. Sollte nicht um Abflussrohre gepflanzt werden, kann Schäden anrichten, schlingt sehr stark.
- Blauregen, schlingt sehr stark, ist kaum zu bändigen, kann Schäden anrichten da die Pflanzenteile sehr invasiv wachsen, ist außerdem giftig und eigentlich nicht zu empfehlen.
Insgesamt ist der Möckernkiez dank der Initiative vieler Menschen schon wunderbar begrünt. Dennoch gibt es Lücken in der Bepflanzung, die geschlossen werden sollten, bzw. neu begrünt werden sollten. Wir haben mehrere Hecken, aus denen man auch einzelne Pflanzen höher wachsen lassen könnte, so dass sie mehr Schatten als die bisherige Hecke geben könnten.
Die Bespannung mit Stahlseilen zwischen Balkonen und Fenstern stellt eine dauerhafte Möglichkeit für Kletterhilfen dar, Naturmaterialien müssen nach einiger Zeit erneuert werden. Das heißt, die Begrünung muss dann auch zurückgeschnitten werden, wenn sie sich nicht selbst trägt.
Vorraussetzung für gelungene Begrünung ist immer die Pflege, gerade in den ersten zwei bis drei Jahren nach der Pflanzung ist bei Trockenheit die Bewässerung wichtig und sollte alle zwei Tage erfolgen. Das heißt, es müssen sich Menschen finden, die Verantwortung dafür übernehmen. Es gibt auch Bereiche im Kiez, die im Regenschatten liegen oder sogar unter Balkonen und deshalb häufiger als andere Bereiche gegossen werden müssen. Das heißt, man kann sich nicht darauf verlassen, wenn es geregnet hat, dass alle Pflanzen genügend Regen abbekommen haben.
Idealerweise findet sich in jedem Haus eine Gruppe, die die Begrünung übernimmt und weitere Ideen entwickelt. Der Grüne Daumen als Gruppe kann nur beraten. Wichtig sind die Absprachen in den Häusern beim Spannen der Kletterhilfen. Das ist der erste Schritt, da man die Zustimmung der Mitwohnenden benötigt. Die Kosten halten sich in Grenzen, über gemeinsame Hauskassen lässt sich schon viel machen. Der Grüne Daumen hat auch ein kleines Budget für Nachpflanzungen, die in erster Linie der Fassadenbegrünung dienen sollten. Es gibt auch Fördertöpfe vom Senat, die die Begrünung unterstützen. Jede Pflanze zählt, und jeder kleine Beitrag ist gut fürs Klima und für die Biodiversität.
Angelika Rasch
AG Grüner Daumen