Gentrifizierung: St. Pauli und Kreuzberg

EMPIRE St.Pauli – von Perlenketten und Platzverweisen, Film und Gespräch im Kiezraum, Dragoner-Areal.

Der Film zeigt, dass St. Pauli nicht nur als Ausgeh- und Amüsierviertel, sondern vor allem als Wohn- und auch Wirtschaftsstandort attraktiv geworden ist. Altbauten verschwinden oder werden aufwändig saniert, das Mietniveau steigt rasant, Mietwohnungen werden in Eigentumswohnungen umgewandelt. Wer sich wehrt oder nicht mehr in das neue Bild passt wird des Ortes verwiesen – direkt oder indirekt. Das ist Gentrifizierung.
Es wird exemplarisch am Großprojekt des Brauquartiers der Industriewandel und Gentrifizierungsprozess aufgezeigt. Auf dem ehemaligen Brauereigelände wurden über 350 Millionen Euro investiert, der Astra-Turm wurde abgerissen und wieder aufgebaut. In das Bürogebäude „Atlantic-Haus“ ist Deutschlands grßte Werbefirma BBDO eingezogen, hochwertige Genossenschaftswohnungen und das Hotel „Empire Riverside“ sind entstanden. Einkommensstarke Haushalte ziehen in die neuen Wohnungen. Alte Kiezkneipen werden von exklusiver Gastronomie und schicken Cafés abgelöst. Wo bleiben die Menschen, die in den ehemals günstigen Wohnungen lebten und die in den Kneipen für 1,50 Euro ein Bier trinken konnten?
Derweil kündigt sich mit den Tanzenden Türmen schon das nächste Großprojekt mit „St. Pauli – affiner Nutzung“ an: dort wird neben Büroetagen im obersten Stockwerk eine Gastronomie sein, „wo sich vielleicht nicht jeder Bewohner St. Paulis ein vollständiges Essen leisten kann, sicher aber genussvoll sein Bier trinken kann.“ Für den Film wurden über 50 Interviews geführt. Es wurde auf ExpertInnen von außen verzichtet. Verschiedenste St. PaulianerInnen kommen zu Wort: AnwohnerInnen, Angestellte, KünstlerInnen, Gastwirtinnen, Braumeister, Großinvestoren, SozialarbeiterInnen, Hoteliers, RechtsanwältInnen, der Bezirksamtsleiter und viele mehr. So bildet der Film jenseits von Rotlicht, Kleinkriminellen und Arme-Leute-Klischee ein vielfältiges Meinungsspektrum ab.

18.1.2024, Kiezraum, Dragonergelände, 19 bis 21 Uhr