Politik als Leidenschaft? Bei Franz Schulz war das am Dienstag Abend deutlich zu spüren. Auch 12 Jahre nach seinem Abschied als aktiver Politiker war ihm die seinerzeitige Leidenschaft nicht verloren gegangen. Im Gegenteil, es scheint, dass die Übersicht größer geworden ist, seine Parteizugehörigkeit zu den Grünen ist natürlich weiter zu bemerken, aber das hält Franz Schulz nicht von klarer, quasi schonungsloser, Kritik an seiner Partei und deren aktueller Politik ab.
Es war ein sehr interessante und auch unterhaltsame Diskussion, die am Dienstag Abend im Forum des Treffpunktes stattfand. Die Ergebnisse der Bundestagswahl gaben die Folie ab, auf der vier Themenblöcke zur Rolle der „Linksparteien“ SPD, Grüne und Linke diskutiert wurden, z.B. die Wählerwanderung zwischen diesen „Linksparteien“. Hier hatten die Grünen rund 1 Million WählerInnen an die „Die Linke“ abgeben müssen. Franz Schulz sah eine ganze Reihe von Gründen dafür, benannte aber dann als zentral die „Wahrhaftigkeit“, die der grünen Politik verloren gegangen sei und die die WählerInnen dafür bei der „Linken“ gefunden hätten. Im Gegensatz zu den „Linken“ hätten die Grünen nicht ihre Kernkompetenzen zum Thema gemacht, sondern sich an den politischen „Mainstream-Themen“ angeschlossen. So wurde selbst das Direktmandat in Kreuzberg an die Linke verloren, das Direktmandat das dereinst (2002) Christian Ströbele erobert hatte, bis 2013 das einzige Direktmandat der Grünen überhaupt war und seitdem den Grünen „gehörte“.
Das unterhaltsame an der Diskussion waren die vielen Diskussionsbeiträge des Publikums, kompetent und vielseitig wurde mit Franz Schulz diskutiert, der auch sichtlich viel Spaß daran hatte und das Möckernkiez-Publikum ausdrücklich für die Lebendigkeit lobte. Das ganze souverän gesteuert hatten Moderator Sven und Anita, keine Durcheinandergequatsche, alle konnten in Ruhe aussprechen, kaum zu glauben im Möckernkiez.
KB