Ausstellung mit Bildern aus dem Ghetto Theresienstadt
Die Möckernkiez-AG Erinnerungsort Gleis 1, in Zusammenarbeit mit der AG Kultur, nahm den 80.
Jahrestag des letzten „Alterstransports“ von Jüdinnen und Juden aus Berlin kürzlich zum Anlass, im Forum
eine Ausstellung mit Bildern des Künstlers Leo Haas zu zeigen.
Leo Haas (1901-1983) war ein tschechischer Maler, Grafiker und Karikaturist, der als Jude 1938 inhaftiert
wurde und Zwangsarbeit leisten musste. 1942 wurde er zusammen mit seiner Ehefrau in das Ghetto
Theresienstadt verschleppt und später nach Auschwitz deportiert. In Theresienstadt arbeitete Haas zusammen mit einer Gruppe von Malern. Diese hielt in ihren Bildern das Grauen im Lager fest und schuf damit authentische Belege der dortigen NS-Gewaltherrschaft. Haas war der Einzige aus seiner Gruppe, der die Befreiung aus dem Lager erlebte. Seine Bilder wurden heimlich eingemauert und konnten so vor dem Zugriff der KZ-Wachmannschaften bewahrt werden.
Die für die Ausstellung ausgewählten Exponate, Schwarz-Weiß-Drucke mit von Haas verfassten, oft
sarkastischen Kommentaren über die unmenschlichen Lebensverhältnisse im Ghettolager Theresienstadt,
stammen aus einer Sammlung, die der Künstler vor langer Zeit Stefan Trampf geschenkt hat. Dieser wird seine Bilder dem Archiv des Jüdischen Museums Berlin zur weiteren Verwendung zur Verfügung stellen. Norbert Peters bettete die Ausstellung mit einem Kurzvortrag in den historischen Kontext ein: Die AG
Erinnerungsort Gleis 1 habe das Datum der Ausstellung ganz bewusst mit dem letzten „Alterstransport“ vom Anhalter Bahnhof nach Theresienstadt am 27. März 1945 verknüpft. Damit sei in Berlin die Menschenjagd auf jüdische Mitbürger:innen so gut wie beendet gewesen, weil es offiziell keine aufzutreibenden Opfer mehr gegeben habe – Berlin galt als „judenfrei“. In Wahrheit hielten sich noch etwa 7.000 Verfolgte in Verstecken in und um Berlin herum auf, von denen knapp 2000 überlebten.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurden einige dokumentarische Filmsequenzen präsentiert, in denen ein Nachkomme der Theresienstädter Künstler in beeindruckender Weise seine Eindrücke vom Ort des damaligen mörderischen Geschehens schilderte.
Wer Interesse an einer Datei mit allen Leo-Haas-Bildern und Begleittexten hat, kann diese bestellen unter: nopeters@posteo.de
Norbert Peters, AG Erinnerungsort Gleis 1
