Pflanzenfrevel oder Grüner Daumen?

Wer schon lange im Möckernkiez wohnt, wird sich unschwer erinnern, wie öde und unwirtlich unser heutiges Wohngelände ursprünglich aussah.
Seither ist es fleißigen Mitbewohner:innen in mühevoller jahrelanger Arbeit und mit viel Liebe zu Fauna und Flora nach und nach gelungen, aus einer unansehnlichen Brache ein kleines Öko-Paradies entstehen zu lassen.
Nicht nur wir Bewohner:innen erfreuen uns täglich am bunten Erscheinungsbild unseres Areals. Nicht selten ist sogar zu hören, dass auch Besucher:innen sich voll des Lobes über die blühende Pracht um unsere Häuser herum äußern.
Dass wir mit der vorhandenen und dauerhaft gepflegten Pflanzen- und Blütenpracht einen nicht zu vernachlässigenden Beitrag zum Erhalt des Ökosystems und zum Klimaschutz leisten, muss nicht näher erläutert werden.
Umso bedauerlicher ist es vor diesem Hintergrund, wenn davon berichtet wird, dass jemand von Freitag auf Samstag letzter Woche klammheimlich eine große Distel im Bereich der Kiezstraße abgeschnitten hat. (Dergleichen soll es auch schon in den Vorjahren gegeben haben.)
Womöglich wollte derjenige einen vermeintlichen „Bärenklau“ entfernen – eine Pflanze, die phototoxische Reaktionen hervorrufen kann. In Wahrheit handelte es sich jedoch um eine große Distel mit vielen Blütenansätzen. Diese Pflanzenart ist ökologisch wertvoll. Sie bietet vielen Insekten und Vögeln Nahrung und Lebensraum und ist eine wichtige Nektarquelle für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten. Die Samen der Distel dienen zudem im Winter als Nahrung für Vögel.
Welche Lehre folgt aus dieser Übergriffigkeit eines Unkundigen? Wer in unserem Umfeld auf vermeintlich gefährliche Pflanzen zu stoßen glaubt, der möge sich bitte in Zukunft an die fachkundigen Menschen des Grünen Daumens wenden, bevor er erneut einen ärgerlichen Missgriff begeht. Die Natur wird es ihm und uns allen danken.

Norbert Peters (G14)