Vom Möckernkiez nach Zehdenick

Zu Besuch bei Louise und Johannes.

Vor einigen Jahren haben Louise und Johannes dem Möckernkiez den Rücken gekehrt, um sich an ein visionäres Projekt zu wagen. Mitte 2022 kauften sie zusammen mit zwei MitstreiterInnen das Gebäude der alten Schule in Zehdenick, um dort einen kooperativen Wohn-, Arbeits- und Begegnungsort zu schaffen. Nachdem wir staunend den Projektfortschritt zwei Jahre lang über den Newsletter verfolgt hatten, nutzten wir nun die Eröffnung des coworking space “Groß Raum Büro” am 1. Mai, um die beiden und ihr Projekt zu besuchen. Der Verein Großraum e.V. hatte dafür unter dem Motto “Tag der neuen Arbeit” in die ehemalige Havelland-Grundschule eingeladen. Den Verein hatten Louise und Johannes gegründet, mittlerweile wird er aber von vielen BewohnerInnen Zehdenicks mitgetragen.

Nach einer knappen Stunde erreichten wir mit der Heidekrautbahn die Stadt im Norden von Berlin mit seinen ca. 13.000 EinwohnerInnen. Am Bahnhof Zehdenick angekommen ging es für uns zu Fuß durch das kleine, aufgeräumt wirkende Städtchen mit Eisdiele, Döner und sogar einem Späti! Am Rathaus vorbei und der in Teilen 1000 Jahre alten Stadtkirche, die auf das bekannte, nicht weit entfernte Kloster Zehdenick verweist, erreichten wir dann den Schulhof des imposanten alten Schulgebäudes. Wir trafen dort nicht nur auf die vier ProjektinitiatorInnen sondern auch auf viele ZehdenickerInnen, einige mit angereiste BerlinerInnen, und so manchen Projektbegleitung, wie das Netzwerk Zukunftsorte oder eine Podcasterin, die das Projekt zuletzt portraitierte (Link unten). Während wir im Schatten der alten Bäume auf Schulbänken sitzend das reichhaltige Küchenbuffet genossen, hatten Louise und Johannes alle Hände voll zu tun, die Gäste zu begrüßen, anzustoßen, Fragen zu beantworten, die Mitfeiernden (inkl. uns) durch die Räume zu führen und uns die Geschichte(n) des Ortes und des Umbaus zu erzählen. So hat die Gruppen in den letzten Jahren nicht nur viel Handwerkliches gelernt, sondern vor allem auch eine starke Verbindung zur Kleinstadtgesellschaft aufgebaut, worauf die Gruppe zu Recht sehr stolz ist. Derart fanden sich für die verschiedenen auftretenden Probleme während der Planungs- und Umbauphase immer wieder die benötigte Expertise und Unterstützung. Die Stadtgesellschaft füllt aber auch die ebenfalls zum Ensemble gehörende Turnhalle mit zahlreichen Kultur- und Sportevents und einem Fotolabor mit Leben.

Der sehr schöne coworking space, der sich in der alten Mensa der Schule befindet und neben Einzelarbeitsplätzen auch einen Gruppenraum und eine Küche beherbergt, kann von jedem, also auch von Leuten aus dem Möckernkiez, genutzt werden. Ein Tagesticket für 16 Euro (Eröffnungsangebot 12,90 Euro) kann werktags von 8-10 Uhr an der Rezeption erworben werden. Längerfristige Buchungen sind auch möglich.

Nach Eröffnung des coworking space beginnt nun der zweite Projektteil – der Umbau des denkmalgeschützten Hauptgebäudes der Schule. Dort sollen in den nächsten zwei Jahren siebzehn voneinander abgetrennte Genossenschaftswohnungen für mehrere Generationen entstehen, die um gemeinschaftlich genutzte Räumlichkeiten im Innen- und Außenbereich ergänzt werden. Der ehemalige Schulgarten wird dann Rückzugsort für die zukünftigen MieterInnen.

Ihre “alte Heimat” diente Louise und Johannes durchaus als Inspiration, wie man mit einer richtigen Idee, einem guten Konzept und viel Ausdauer großes Bewirken kann: “Ohne den Möckernkiez hätten wir dieses Projekt nie gestartet” sagt Louise.

Weitere Infos und Kontaktmöglichkeiten gibt es hier: https://raum.wtf/coworking

Eintrag beim Netzwerk Zukunftsorte https://wissen.zukunftsorte.land/orte/grossraumbuero-zehdenick

Bericht und Interview mit Louise und Johannes im Podcast “Stadt, Land, Bauen”: https://www.podcast.de/episode/647558584/umbau-macht-schule

ses und wks

Fotonachweis: 1) ses 2) Großraumbüro 3) BS GmbH