Magdalena und Ernst Heilmann – Verfolgte des NS-Regimes

Im Umfeld unserer Möckernkiez-Genossenschaft lebten in früheren Zeiten Menschen, an die erinnert werden sollte. Zu ihnen gehören Magdalena und Ernst Heilmann.

Magdalena und Ernst Heilmann – Verfolgte des NS-Regimes.

20 Minuten per Fahrrad beträgt die Fahrt vom Möckernkiez zum Ernst-Heilmann-Steg, der nicht weit von der Spree über den Landwehrkanal führt. Mit weniger als 50 Schritten kommt man über die kleine, von Graffiti übersäte Brücke, die den Namen des sozialdemokratischen Politikers und Journalisten Ernst Heilmann trägt. Als Sozialdemokrat und Jude galt er den Nationalsozialisten als Inbegriff des „jüdischen Bonzen“. Sein Ehrengrab und eine Gedenktafel befinden sich auf dem Waldfriedhof Stahnsdorf. Auch eine Straße in Charlottenburg, der Heilmannring, ist nach ihm benannt.

Ernst Heilmann, geboren am 13.04.1881 in Berlin, war Jurist, hauptamtlich aber als Parlamentsberichterstatter für sozialdemokratische Presseorgane tätig, u. a. als Chefredakteur der Chemnitzer „Volksstimme“, sowie als Politiker. Er war Mitglied der Weimarer Nationalversammlung, des Preußischen Landtags und wirkte von 1928 bis 1933 im Reichstag als einer der drei Fraktionsvorsitzenden der SPD.

Der Leidensweg des Ernst Heilmann nach seiner Verhaftung im Juni 1933 führte ihn vom Foltergefängnis Columbia-Haus über das Polizeipräsidium am Alexanderplatz und das Gefängnis Plötzensee in die KZs Oranienburg, Papenburg, Esterwegen, Sachsenhausen, Dachau und Buchenwald. Am 03.04.1940 wurde er von den Nationalsozialisten im KZ Buchenwald mit einer Giftspritze ermordet. Seine Ehefrau Magdalena Heilmann unternahm mehrere Versuche, bei der Gestapo den Aufenthaltsort ihres Mannes zu erkunden und seine Freilassung zu erwirken. Alles was sie erreichen konnte war, dass sie zusammen mit ihrer Tochter den Leichnam Ernst Heilmanns sehen durfte. Er wies deutliche Folterspuren auf.

Hermine Luise Magdalena Müller, 1894 in Mannheim geboren, wuchs in einem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus auf, in dem Hilfe für Bedürftige als Selbstverständlichkeit angesehen und praktiziert wurde. 1918 zog sie nach in Berlin, war aktiv in der Arbeiterjugend und der Arbeiterwohlfahrt. Die Heirat mit Ernst Heilmann fand 1920 statt. Nach der Geburt ihrer vier Kinder war Magdalena Müller ehrenamtlich im Jugend- und Wohlfahrtsausschuss in Berlin-Kreuzberg tätig. Während des Zweiten Weltkrieges musste sie Zwangsarbeit verrichten, u. a. in einer Rüstungsfabrik. Sie und ihre Familie wurden von der Gestapo überwacht und mehrmals verhört, was Magdalena Heilmann aber nicht davon abhielt, ihr Essen mit ausländischen Zwangsarbeiterinnen teilen.

Ihre Kinder gelten als „Mischlinge Ersten Grades“ und wurden in ihrer schulischen und beruflichen Ausbildung behindert. Eine Schwester von Ernst Heilmann beging 1942 Selbstmord, als sie die Aufforderung zur Deportation erhielt. Auch diese traurigen Umstände hielten Magdalena und ihre Kinder nicht davon ab, Verfolgte zu unterstützen. In ihrer Mietwohnung in Berlin-Kreuzberg nahm die Familie von 1942 bis 1945 immer wieder untergetauchte Jüdinnen und Juden auf. Im April 1945 verlor die Familie durch einen Bombentreffer ihr Zuhause.

Nach dem Krieg war Magdalena Heilmann als Pressereferentin bei der SPD-Zeitung „Das Volk“ und als Angestellte der SPD in Wilmersdorf tätig, arbeitete als Sozialarbeiterin und beim Amt für Wiedergutmachung. Die erlittenen Repressionen zur Zeit der NS-Herrschaft hatten allerdings ihre Gesundheit ruiniert. Zudem musste sie die Inhaftierung eines ihrer Söhne und dessen Ehefrau in der DDR erleben.

Magdalena Heilmann wurde für ihre soziale Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Ihr Einsatz zur Rettung von verfolgten Jüdinnen und Juden wurde noch nicht genügend gewürdigt. Sie starb 1986 in Berlin.

Text und Fotos: Norbert Peters