Am 1. Oktober wurde der Film ,Ernte Teilen’ https://ernteteilen-der-film.de zum zweiten Mal (nach dem 24.6.23), diesmal in Gegenwart des Regisseurs Philipp Petruch, im Moeckernkiez Forum gezeigt. Der Film wurde durch eine Crowdfunding Kampagne ermöglicht (https://www.startnext.com/ernte-teilen/mehr-infos), vom Community-Film-Kollektiv aus Berlin produziert und wird über eine bundesweite Graswurzel-Kampagne mit selbstorganisierten Community Events vertrieben.
Der Filmemacher begleitet Menschen aus dem regionalen Gemüseanbau auf ihrem Weg eine andere Art der Lebensmittelwirtschaft, die solidarische Landwirtschaft (SolaWi), umzusetzen.
Wie der Filmtitel ‚Ernte Teilen‘ nahelegt teilen sich im Film, an 3 Beispielen zwischen 60 und 200 Menschen, der üblichen Grösse einer Solawi, die komplette Ernte eines Bauernhofes oder einer Gärtnerei, unabhängig vom aktuellen Marktpreis, für ein Wirtschaftsjahr. Die Produzent*innen, in der Regel selbständige Gärtner*innen (-Familien), manchmal auch eine Genossenschaft oder ein Verein, die diese anstellt, machen zum Jahresbeginn einen Anbauplan und eine Kalkulation für die Anzahl an Anteilen (ein Anteil entspricht in der Regel Gemüse, Salate etc. für zwei Personen), die sie mit ihrer Arbeitskraft und ihrem zur Verfügung stehenden Land versorgen können und ermitteln einen mittleren monatlichen Kostenbeitrag pro Anteil.
Wenn sich genügend Menschen finden, die diesen Beitrag zahlen, ist die Existenzgrundlage für ein Jahr gesichert. Die Produzent*innen sind somit vom Marktpreis und von eventuellen Ernteschwankungen über das Jahr unabhängig. Wird es ein gutes Jahr, sind auch die Anteilsnehmer*innen gut bis sehr gut versorgt. In Jahren mit schlechten Ernten sind die Gärtner*innen trotzdem ihres – häufig leider nur dem Mindestlohn entsprechenden – Einkommens gewiss, da die Anteilsnehmer*innen ihren Beitrag zahlen und das Risiko eines geringeren Ertrages mittragen, solidarisch mit den Erzeuger*innen.
Eine erweiterte Form der Solidarität ergibt sich durch die sogenannte Bieterrunde, bei welcher, basierend auf dem oben genannten mittleren Preis pro Anteil, eine geheime sogenannte Bieterrunde durchgeführt wird. Mit dem Wissen um den mittleren Preis bietet jeder Interessierte das was ihm der Anteil wert ist bzw. was er bieten kann.
So können sich die Gebote an dem Richtwert orientieren oder auch darüber oder darunter liegen. Alle abgegebenen Gebote werden anschließend addiert. Die Summe muss den zu erbringenden Gesamtbetrag erreichen. Sollte dies nicht der Fall sein, ist eine zweite Gebotsrunde erforderlich. Es wird so lange geboten, bis der angestrebte Betrag erreicht wird.
Es ergeben sich verschiedene Ebenen der Solidarität. Zum einen mit den Menschen auf dem Feld über den über das Jahr kalkulierbaren Gesamtbeitrag als auch zwischen den wirtschaftlich besser bzw. schlechter gestellten Menschen innerhalb der SoLaWi.
Wer sich für eine Solawi mit Depots rund um den Möckernkiez oder sonst irgendwo in der Republik interessiert um sich regional und saisonal zu ernähren, kann auf dieser Seite fündig werden…
https://ernte-teilen.org/#/
Auch im Möckernkiez gibt es Menschen, die Anteile einer SoLaWi beziehen und somit Teil der Bewegung sind. Sowohl vom https://www.spoergelhof.de als auch vom https://www.auenhof-havelland.de/solawi/das-gemuse-syndikat/
(Verarbeitet dargereicht werden die leckeren saisonalen und regionalen Gewächse beispielsweise in der Gemeinschaftsküche in G11 ;-).)
Vielen Dank an Dieter Wettig, der immer mit Engagement die Filme im Möckernkiez organisiert und vorführt. Auch hier hat er den Kontakt zum Regisseur und Produzenten hergestellt und dafür gesorgt, dass wir den Film sehen konnten.
Ein wesentlicher Aspekt der ‚auf dem Feld‘ arbeitenden Menschen kam im Film gleich am Anfang, ab Minute 6:30, durch die Worte der jungen Gärtnerin Jette zum Vorschein…
Sie arbeitet in einem Betrieb der „Solidarischen Landwirtschaft“.
Sie habe früher eine Ausbildung als Obstgärtnerin absolviert. …
Sie arbeite im wichtigsten Beruf der Welt (Landwirtschaft), denn wir würden verhungern ohne Essen. (Bauer oder Bäuerin) sei aber der/diejenige, der/die am wenigsten verdient.
Es frustriere sie manchmal, dass sie sich selbst manchmal nicht genug zu essen kaufen könne, um sich vollwertig zu ernähren.
Sie könne sich einfachste Sachen nicht leisten. Wie Arbeitsklamotten ….
Luxus sei für sie, wenn sie sich gute Arbeitsschuhe kaufen könne. Das sei ihr Luxus ….
Dieter Wettig fragte nach der Vorführung Philipp Petruch ob er wisse oder schätzen könne, was eine Bäuerin wie Jette denn monatlich in die Rentenkasse einzahle. Es gehe doch auch um die Absicherung im Alter. Philipp antwortete das wisse er nicht. Aber sicher müsse an diesem Thema noch gearbeitet werden…