Poesie im Möckernkiez

Interview mit Klaus-Peter Leopoldt
von Marianne Hoffmann

Du wohnst in Moabit, wie kamst du zum Möckernkiez?

Das ist eine lange Geschichte! Es begann 2009 mit einem Architektenvortrag über gemeinschaftliches Wohnen an der Humboldt-Uni, daraus entstand eine Gruppe, die sich 1x Monat traf in Berlin. Diese Gruppe schlief ein und 2013 setzte sich die Idee in Potsdam fort. Hier entstand über 6 Jahre ein Verein zu einem kleineren Neubau-Projekt. Auch dieses ehrenamtliche Vorhaben löste sich auf, beschleunigt von einem üblen Wasserschaden im liebevoll hergerichteten Treffpunkt in Potsdam. 

Bist du nach diesen Erfahrungen dran geblieben?

Man hörte von der “Initiative Möckernkiez“, ein paar aus unserer Gruppe wollten auch dort einziehen und Ulrich Haneke machte damals die Beratung. Ich bin 2012 in den Möckernkiez-Verein eingetreten. Über die Zeit des Moratoriums, des Stillstands mit den vier zugenagelten Rohbauten und den immer weiter steigenden Kosten zeichnete sich aber allmählich ab, dass es wie für viele andere zu teuer werden würde für mich. 

Hast du dennoch den Kontakt gehalten? 

Besonders in G04 hatte ich enge Kontakte. Die vielen Einzüge 2018 habe ich in einer Koordinierungs-Gruppe intensiv miterlebt, habe auch bei Raumplanung geholfen. Dadurch dass ich einer Bewohnerin, die noch ohne Internetzugang war, meine Mailadresse zur Verfügung stellte, waren wir regelmäßig im Austausch und ich war mit Infos über den Möckernkiez bestens vertraut.

Welche Berührungspunkte hattest du später?

Ab Oktober 2018 gab es den neuen Treffpunkt und ich begann im Möca ehrenamtlich zu arbeiten.
Ich bin als Barista im Service, ich erfreue mich an der gemeinsamen Arbeit mit anderen Menschen.
Ich kümmere mich auch um die Buchhaltung und Belehrungen, jeder hat da so sein System, was sich gegenseitig befruchtet.
Ich beteilige mich mit meiner Poesie in einer Gruppe von Kunstschaffenden mit einem reichhaltigen Spektrum aus Malerei, Fotografie, Kleinskulpturen, Keramik und Bildhauerei. Im Jahr 2019 hatte ich ein Büchlein herausgebracht, leider kam dann Corona, da waren öffentliche Lesungen nicht mehr möglich. Inzwischen habe ich einige Lesungen im Treffpunkt gemacht, ich schreibe seit 20 Jahren Erlebtes und Erfahrenes zu Augenblicken, Begegnungen und Natur. 

Wie ist dein Außenblick auf den Möckernkiez?

Es dauert eine gute halbe Stunde Fahrt von Moabit hierher und diese räumliche Entfernung allein macht etwas. Ich habe keine internen Infos mehr über das Zusammenleben im Möckernkiez und diese Lücke wird mit der Zeit größer. Neben Gruppenaktivitäten führe ich gern Gespräche zu zweit, das ergibt sich auch immer wieder mal. Und ich erlebe immer wieder Neues, Anderes. Ich lasse dir ein Gedicht hier, das kann am Ende stehen.

Vielen Dank, lieber Klaus-Peter!

veränderungen

wachsen aus
bedürfnissen.
ja zu sagen,
ohne ziel.
mit einem blick
auf uns selbst
und unser gefühl.
etwas versuchen.
der intuition
vertrauen, stärkt
zum gelingen.
möglichkeiten
möchten erkannt
werden. sich
in entfaltung
bewegendes,
regt an und
motiviert.

klaus-peter leopoldt