Z1: der erste Computer der Welt

Im Umfeld unserer Möckernkiez-Genossenschaft lebten in früheren Zeiten berühmte Persönlichkeiten, an die erinnert werden sollte. Zu ihnen gehört der Erfinder Konrad Zuse, der in der Methfesselstraße, unweit des Bergmannkiezes, seine Forschungsarbeiten begann.

Konrad Zuse – „Zu faul zum Rechnen“

Konrad Zuse, geboren am 22.06.1910 in Berlin, tüftelte schon früh an Erfindungen. Nach dem Abitur 1928 schrieb sich der „Bummelstudent“ Konrad Zuse an der Technischen Hochschule in Berlin ein, studierte Maschinenbau, Architektur und Bauingenieurwesen und schloss sein Studium 1935 mit einem Diplom ab. Nach kurzer beruflicher Tätigkeit als Statiker richtete er in der Wohnung seiner Eltern eine Erfinderwerkstatt ein. Dort entstand, weil er „einfach zu faul ist zum Rechnen“ war, 1938 eine Maschine, die ihm das abnahm – die Z1, eine programmierbare Rechenmaschine, die noch nicht voll funktionsfähig war, weil sie nur mechanisch arbeitete. Erst mit der Z3, am 12. Mai 1941 in seinem Ingenieurbüro vor Fachleuten vorgestellt, gelang ihm der erste Computer der Welt. Das Geld für die benötigten Materialien musste Konrad Zuse sich zumeist leihen, u. a. von seinem Vater Emil.

Im Zweiten Weltkrieg blieb Konrad Zuse, weil „unabkömmlich“, vom Kriegseinsatz verschont, arbeitete bei den Henschel-Werken unter anderem an der Entwicklung von ferngesteuerten Gleitbomben und eröffnete 1941 die „Zuse Ingenieurbüro und Apparatebau, Berlin“ mit zuletzt 20 Mitarbeitern, die mit der Weiterentwicklung von Rechnern beschäftigt waren. Zwar war Konrad Zuse nie Mitglied der NSDAP, stellte sich mit seiner Arbeit aber in den Dienst des NS-Staates und seiner Kriegspolitik. Seine Chance, „sich gegen diesen Pakt mit solchen Mächten zu wehren“, schätzte er als „gering“ ein.

Nach Kriegsende gründete Konrad Zuse im Allgäu das erste deutsche Computerunternehmen, die „Zuse KG“. Allerdings musste er 1964 seine Kapitalanteile wegen Überschuldung abgeben. Danach war er als Berater tätig und schrieb das Buch „Rechnender Raum“. 1967 entschied das Bundespatentgericht, dass dem Erfinder des Computers „mangels Erfindungshöhe“ für seine Z3 kein Patent erteilt werden könne. Von seinen insgesamt 58 Patentanmeldungen wurden nur acht gerichtlich anerkannt.

In seinem Leben baute Konrad Zuse nicht weniger als 251 Rechenmaschinen. Ihm wurden mehrere Ehrendoktor- und Ehrenprofessorentitel sowie das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Zu seinen Ehren wurde 1984 in Berlin zudem das Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik gegründet. 2003 kam Konrad Zuse bei einer Abstimmung im ZDF auf Platz 15 der größten Deutschen. Der Schriftsteller F. C. Delius charakterisierte ihn in seinem 2009 erschienenen Roman Die Frau, für die ich den Computer erfand als kauzigen Tüftler mit „Eigensinn, Charme und Attitüden“.

Konrad Zuse starb am 18.12.1995 in Hünfeld bei Kassel. Die Häuser Methfesselstraße 7 und 10, wo er von 1936 bis 1944 die Rechenanlagen Z1 bis Z4 entwickelte, wurden im Krieg zerstört. An der Restmauer von Haus Nr. 7 wird auf einer Gedenktafel an den Erfinder erinnert.

Norbert Peters

Anmerkung des Säzzers KB: Das benachbarte Technikmuseum widmet Konrad Zuse eine eigene ständige Ausstellung. Es beschreibt:

„Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der erste Computer, die Z1. … der Computer war frei programmierbar und steuerte mechanische Schaltglieder, die Metallstifte in zwei unterschiedliche Positionen schoben – Position „0“ und Position „1“. Dieses Binärprinzip bildet noch heute die Grundlage jedes Computers. Die Z1 wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört – daher baute Konrad Zuse 1989 seinen Pioniercomputer für das Deutsche Technikmuseum nach. Heute können die Besucherinnen und Besucher dieses faszinierende Zeugnis der Technikgeschichte in der Ausstellung sehen und den Weg von den binären mechanischen Schaltgliedern bis zur heutigen Computernutzung nachvollziehen.“